StrandBlick Mai 2010

10 StrandBlick Mai | 2010 Timmendorfer Strand Strandallee 104 · 23669 Timmendorfer Strand Tel. 0 45 03-88 8712 · Fax 0 45 03-88 8713 Strandallee 104 · 23669 Timmendorfer Strand Tel. 0 45 03-88 8712 · Fax 0 45 03-88 8713 Literarische Spuren amTimmendorfer Strand Geschichten vomMeer, vom Strandkorb, von den Spuren an Strand, Erinnerungen an Begebenheiten, die berühren, waren die Themen des „Timmendorfer Literaturwettbewerbs“. Jetzt wurden im Timmendorfer Wohnstift zum dritten Mal die Sieger geehrt, ausgewählt von einer Jury, die fast, aber nicht immer die Zustimmung des Publikums fand. Ein Lächeln ging durch den Saal, als Lucy Astner ihre Geschichte von Jonas, dem Fischfänger vor- las, dem ein peinliches Missgeschick passiert war:„Ich habe Jacques Chirac umgebracht“, ge- stand er ihr und präsentierte den Ver- schiedenen in einer kleinen Kühlbox. Denn Jaques Chirac, der Goldfisch sei- ner Schwester, wurde Opfer eines Gummibärchen, das der Kleine dem Flossentier in bester Absicht - „weil er so traurig geguckt hat“ - zusteckte. Letztlich wurde Chirac dorthin zurück- gebracht, wo ein Fisch hingehört - ins Meer. Und für die Schwester fand man gemeinsam einen anderen Goldfisch. Tragik trug die nächste Geschichte. „DerWeg zumWasser, altvertraut, und doch neu - ohne sie“... Erinnerungen eines Mannes an die junge Gefährtin, die vor ihm gehen musste. „Fahr’ mit mir nach Niendorf“, hatte sie gebeten, „lass mich die letzten Tage dort genie- ßen.“ Dr. Christiane Lindecke vermittelte mit ih- rer Geschichte„Erinnerungen an Niendorf“ das Gefühl der Trauer so intensiv, dass es still wurde an den Tischen im Saal des Timmendorfer Wohnstift, wo die Lesungen und die Preisver- leihung des 3. Timmendorfer Literaturwettbe- werbs stattfand. Der Ort der Veranstaltung war und ist eine Referenz an Dora Grümmer, Wohn- stift-Bewohnerin und Initiatorin des Wettbe- werbs, die im August 2009 im 96. Lebensjahr verstarb. Die Jury, besetzt mit Lucia Rohde, Ul- rich Hermann und Joachim Nickel, hatte 341 Geschichten gelesen, aus Deutschland, Öster- reich und der Schweiz, jeweils eine Erzählung sogar aus Island und aus Südafrika. Ihre Ent- scheidung für den 1. Platz galt den „Spuren in die Freiheit“. Siegfried Kieling-Gun- desheimer beschreibt darin die Flucht aus der DDR über die Ostsee mit zwei Freunden, die nicht überlebten. „Ich bin sehr aufgeregt“, gestand der Au- tor schon beimVorlesen seines litera- rischen Debüts und war völlig über- rascht, als er Hauptgewinner wurde. Als Anerkennung bekam er 250 Euro sowie ein Wochenende im Maritim Seehotel. Aber es gab auch eine „Gewinnerin der Herzen“: Lucy Astner hatte mit ih- rem „Jacques Chirac“ viele Sympa- thien gewonnen, vor allem im Tim- mendorfer Seniorentreff. „Ich habe alle drei Geschichten vorgelesen; uns gefiel ihr lockerer, geschliffener Stil am besten“, schrieb Schirmherrin Helga Schütt an die Autorin. Wer alle Geschichten nachlesen möchte, findet sie im Internet unter www.tim- mendorfer-strand.org. Die Gewinner des Literaturwettbewerbs: Lucy Astner (2.v.l., 2. Platz), Siegfried Kieling-Gundesheimer (1. Platz), Dr. Christiane Lindecke (3. Platz) mit dem stellvertretenden Bürgermeister Rainer Steen (ganz links) und Bürgervorsteherin Anja Evers

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