
Wenn sich in Travemünde alljährlich das Who is Who des internationalen Segelsports trifft, erleben die Fans und viele Gäste mitreißende Rennen auf den Wellen der Ostsee. Vom 19. bis 28. Juli 2024 sind Spannung und Spaß garantiert: Rund um das Segeln gibt es ein spannendes Programm: Vereine und Verbände haben perfekte Unterhaltung organisiert.
Im schönsten Sonnenschein mit einer leichten Brise im Gesicht, die die Trave hinauf blies, eröffneten die Schirmherrin der Travemünder Woche, Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold, gemeinsam mit Joanna Hagen, Lübecks stellvertretende Bürgermeisterin, die 135. Auflage der Regatta- und Festivalwoche. Pünktlich um 18 Uhr am 19. Juli konnte Joanna Hagen, die den erkrankten Bürgermeister Jan Lindenau vertrat, das Signal „Heißt Flagge“ geben. Zuvor hatten die Vertreter von Stadt und Land, dem Hauptveranstalter Lübecker Yacht-Club sowie dem TW-Partner boot Düsseldorf Einblicke in die Veranstaltung gegeben.

Mit Weltmeisterschaften, Europameisterschaften sowie deutschen Titelkämpfen bietet die Travemünder Woche absoluten Spitzensport auf. Und die Regatten präsentieren die ganze Palette des Segelsports: Hochmoderne Klassen sind ebenso vertreten wie historische Jollen und Yachten, aufstrebende Athleten kämpfen um Titel und erfahrene Sportler genießen ihre Auftritte auf der Regattabahn.
Eine besondere Rolle spielen auch diesmal die Drachen. Die Traditions-Segler haben die Lübecker Bucht als herausragendes Segelrevier wiederentdeckt. Nach der Austragung der Deutschen Meisterschaft zur Travemünder Woche im vergangenen Jahr kommt die ehemals als Königsklasse bekannte Klasse nun mit dem zweiten Act in ihrem Grand-Prix-Circuit wieder und beschert der Regattawoche damit den Auftritt internationaler Segelpersönlichkeiten.

Travemünde war über viele Jahrzehnte ein wichtiger Part im Regattakalender. 1938 wurde erstmals der Goldpokal, die wichtigste Regatta der Klasse, in der Lübecker Bucht ausgetragen. Es folgten bis 1989 fünf weitere Regatten um den Goldpokal vor Travemünde. Danach gab es eine lange Pause in der Beziehung der Königsklasse mit der Königin der Hanse. Erst im vergangenen Jahr feierten die Drachen mit der Austragung der Deutschen Meisterschaft ihr Travemünde-Comeback und packen mit dem Grand Prix noch einen drauf. Die Serie, die von Italien über Deutschland nach Irland führt und zum Finale wieder in Italien gastiert, startete im Frühjahr auf dem Gardasee und kommt mit dem zweiten Jahresauftritt zur Travemünder Woche.
Ebenso interessant ist die Geschichte der International Canoe (IC): Hier geht es um eine der ältesten Segeltrophäen der Welt. Die Ursprünge gehen in die 1860er Jahre zurück. Damals bestückte der schottische Reise-Schriftsteller John MacGregor sein Kajak mit einem Rigg, paddelte und segelte mit seinem „Rob Roy“ genannten Gefährt über die Flüsse und Seen Europas.

Von Europa schwappte die Idee des segelnden Kanus in die USA hinüber. Am Lake George im Staate New York, östlich der großen Seen, gründete sich 1880 der amerikanische Kanuverband. Zu den Events kamen auch Kanadier, und aus den Ereignissen für Touren-Kanuten wurden immer mehr Wettbewerbe, in denen sich die Sportler im Paddeln und Segeln beweisen mussten.
Diese ersten Wettbewerbe mündeten schließlich 1886 in einem Nationen-Wettkampf um die New York Canoe Club Challenge Trophy. Die Segler traten in verschiedenen, segelnden Kanus gegeneinander an, so dass Regatta nicht nur ein sportlicher Wettstreit, sondern auch einer der Bootskonstrukteure wurde. I Vor Travemünde wird die Trophäe in ihrer 138-jährigen Geschichte nun zum 30. Mal vergeben. Und die Deutschen wollen erstmals ins Geschehen eingreifen. Die New York Canoe Club Challenge Trophy soll zur Travemünder Woche auf dem Media Race Course dicht unter Land gesegelt werden, so dass die Wettfahrten von den Zuschauern zu sehen sind. Dann kann man auch das außergewöhnliche Design der Boote bestens beobachten. Denn die Rumpfform ist immer noch mit dem Kanu verwandt. Der schmale Rumpf läuft vorn und hinten spitz zu.
Lange war die Unterwasserform ein einheitliches Design; inzwischen sind die Konstruktionsmöglichkeiten hier freier. An Deck konnten die Eigner schon immer experimentieren. So haben sich zum Ausreiten individuell angepasste Schlitten entwickelt, die bei jedem Manöver auf die andere Seite schwingen und die Athleten somit weit außerhalb des Rumpfes sitzen lassen. Damit wird ein aufrechtes Segeln der kippeligen Jolle ermöglicht.

„An den Jollen erkennt man immer noch die historische Herkunft vom Kanusport“, berichtet Emma Grigull von der deutschen Klassenvereinigung. Die Segler sind im Kanuverband eine eigene Disziplin, gehören aber auch dem Deutschen Segler-Verband an. „Inzwischen sind wir mehr beim Segeln angesiedelt, da wir in den Vereinen die gleiche Infrastruktur nutzen wie die Segler der anderen Klassen.“ Und natürlich gibt es mehr fachlichen Gesprächsstoff mit den Seglern als mit den Kanuten. „Paddel haben wir keine mehr“, so Emma Grigull. Die Maße der Klasse sind mit 5,20 Meter Länge und einer Breite von 0,80 bis 1,00 Meter festgelegt. Dazu haben Vor- und Großsegel eine Fläche von insgesamt 10,0 Quadratmetern. Das Gewicht der ehemaligen Einheitsklasse lag bei 84 kg (segelfertig). Die neuen Designs müssen nun nur noch 54 kg wiegen. Zwischenzeitlich wurden die IC auch mit Gennakern ausgestattet. Doch diese AC-Version wird kaum noch in Regatten gesegelt. Dagegen wird inzwischen eine weitere Neuerung erprobt. Die Klasse hat am Ruder Foils erlaubt. Mit diesen Unterwasserflügeln sind deutlich höhere Geschwindigkeiten zu erzielen, sagt Emma Grigull. „Wenn man die Foils denn beherrscht.“
All das verspricht viele spannende Szenen, die wie immer vom Publikum begeistert verfolgt werden. Passionierte Segler, aber auch eingefleischte „Landratten“ sind fasziniert von den Bildern der Regatta-Segler, die mit souveräner Leichtigkeit oder bei starkem Wind auch mit beeindruckenden Kapriolen über die Ostsee gleiten. Spannend wird auch das Festprogramm mit Party, Rock, Pop, Dance & House: Im Brügmanngarten gibt’s täglich Musik. Und zur Begeisterung aller Fans auch in diesem Jahr wieder das Segeln um den Rotspon-Cup: diesmal ist Reinhard Meyer, Wirtschafts- und Tourismus-Minister von Mecklenburg-Vorpommern, der Wettbewerbs-Gegner; Lübecks Bürgermeister Jan LIndenau fällt leider wegen Krankheit aus und wird sportlich vertreten beim Wettsegeln um eine gute Flasche Lübecker Tradtions-Wein „Rotspon“.
Alle Infos: www.travemuender-woche.com.