Ein Kirmesturm im Wohngebiet?

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Die Anwohner Gerhard Erbstößer, Christine Jessen, Ursel Nörenberg und Gernot Vahldiek (v.l.) wehren sich gegen das Aufstellen eines Kirmes-Skyliners im benachbarten Park

Er ist der Gigant aller Ver­gnü­gungs­parks, fei­er­te sei­ne Pre­mie­re beim Ham­bur­ger Früh­lings­dom: 81 Meter hoch, mit einer kreis­för­mi­gen Kabi­ne für 60 Per­so­nen, ist der „City Sky­li­ner“ nun schon bei so man­cher deut­schen Kir­mes ver­tre­ten. Nun soll der Gigant im klei­nen Park am alten Rat­haus instal­liert wer­den - mit­ten im Wohngebiet.

Sechs Wochen lang soll der mons­trö­se Turm im kom­men­den Som­mer neben dem zier­li­chen Alten Rat­haus ste­hen und für Kir­messtim­mung sor­gen. Zwölf Stun­den täg­lich soll die Kabi­ne mit 60 Per­so­nen hoch und run­ter fah­ren, und an der Spit­ze des Turms blinkt eine tages­licht­taug­li­che LED-Rund­um-Video­wand in der Grö­ße von 3 x 4 Metern durch­ge­hend Leucht­re­kla­men in die Park­an­la­ge. „Es wer­den rund 1000 Besu­cher pro Tag erwar­tet“, sagt Ger­hard Erb­stö­ßer. Seit vie­len Jah­ren hat er sei­nen Zweit­wohn­sitz in unmit­tel­ba­rer Nähe, und er fürch­tet mit allen ande­ren Anwoh­nern um die bis­lang so ange­neh­me Ruhe einer bevor­zug­ten Wohn­la­ge. Was tat­säch­lich pas­sie­ren wird in dem gepfleg­ten klei­nen Park, ist noch nicht sicher. Anzu­neh­men ist, dass Beton­fun­da­men­te in die Erde gelegt wer­den. Danach soll ein Are­al von 24 mal 23 Metern ein­ge­zäunt wer­den, in dem sich das Kas­sen­häus­chen, eine Bar und ein gro­ßer Tech­nik-Con­tai­ner befin­den. Der Sky­li­ner selbst wird mit 2 Mit­tel­bau­wa­gen, 11 Sat­tel­auf­lie­gern, 3 Zug­ma­schi­nen, 1 Kran­fahr­zeug, 1 Wohn­wa­gen, 1 Mann­schafts­con­tai­ner und 2 Cam­ping­wa­gen „anrei­sen“ - „eine unnö­ti­ge und abso­lut stö­ren­de Belas­tung für die schma­le Anlie­ger­stra­ße, und das mit­ten in der Saison“.
Die Anwoh­ner wol­len das dro­hen­de Sze­na­rio so nicht akzep­tie­ren und weh­ren sich mit Hil­fe ihrer Anwäl­te. „Wir sind der Mei­nung, dass der Aus­sichts­turm mit dem B-Plan nicht ver­ein­bar und auch als „flie­gen­der Bau“ nicht geneh­mi­gungs­fä­hig ist“, sagt Ger­hard Erbstößer.
Der Sky­li­ner ist bis­her auf meh­re­ren Bun­des­gar­ten­schau­en oder bei Kir­mes­fes­ten auf­ge­stellt wor­den, „und da gehört er auch hin. Die Grün­flä­che kann nicht ein­fach so mit einem rie­si­gen Fahr­ge­schäft bebaut wer­den, das eigent­lich eher auf den Ham­bur­ger Dom pas­sen würde.“
Die Ver­tre­ter der Gemein­de sind offen­bar ande­rer Mei­nung. Bei einem Gespräch mit Bür­ger­meis­te­rin Hati­ce Kara und Tou­ris­mus­di­rek­tor Joa­chim Nitz wur­de kei­ne Eini­gung erzielt. Bei einer spä­ter fol­gen­den Ein­woh­ner­fra­ge­stun­de soll­te eigent­lich ein Ergeb­nis der bau­recht­li­chen Prü­fung bekannt gege­ben wer­den, aber dann wur­de die streit­ba­re Grup­pe vom Aus­schuss­vor­sit­zen­den Men­ke zum Fel­de harsch zurecht­ge­wie­sen: Da die Betrof­fe­nen inzwi­schen Anwäl­te ein­ge­schal­tet hät­ten, wür­de es nun kei­ner­lei Infor­ma­tio­nen mehr geben.
Jetzt ist die Bau­auf­sicht im Kreis Ost­hol­stein am Zug. Als Geneh­mi­gungs­be­hör­de ist ihre Beur­tei­lung rele­vant. Das Ergeb­nis wird mit Span­nung erwartet.