Roncalli in Lübeck: Zirkus-Zauber voller Poesie

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Menschenschlagen vor dem Eingang: Roncalli ist in der Stadt (Foto: Horst Beck)

Eine Men­schen­schlan­ge umkreist die bun­ten Wagen in Lübecks City. Schon eine Stun­de vor Beginn herrscht Rie­sen­an­drang und Rie­sen­span­nung. Die Attrak­ti­on ist nost­al­gisch-bunt: „Ron­cal­li ist in der Stadt“, wis­sen Kin­der und jung geblie­be­ne Erwach­se­ne. Wer hin­ein­schaut ins Zir­kus­zelt, der ist im Land der Träu­me, in einer Mane­ge vol­ler Poesie.

Tick, Tick, Tick… die Zeit läuft lang­sam. Und eben­so lang­sam steigt er von Fla­sche zu Fla­sche, in einem Kreis rund um die nost­al­gi­sche Uhr auf dem Zir­kus­zelt-Boden. Und jede Fla­sche leuch­tet gelb, wenn der Artist sie berührt. „Time is Honey“ lau­tet das Cre­do: Sanft wie Honig zer­fließt die Zeit in einem Zau­ber­land voll Poesie.

Nostalgie für den Weißclowm: "Gensi" sieht aus wie vor 100 Jahren (Foto: Horst Beck)_____Lichterkaskaden im Zirkuszelt: 1000 Lampen zaubern Märchenstimmung (Foto: Horst Beck)_____"Poetische Dressur": Pony, Pferd und "Meister" Karl Trunk (Foto: Horst Beck)

Kraftvolle Akrobatik: Encho Keryazov (Foto: Horst Beck)_____Geschickte Balance: Michael Ortmeier mit den "leuchtenden" Flaschen (Foto: Horst Beck)_____"Standing Ovations" für ein phantastisches Team im Circus Roncalli (Foto: Horst Beck)

Zau­ber­haf­te Spie­le mit glit­zern­dem Licht und sanf­ten Far­ben, gran­dio­se Akro­ba­tik und der direk­te Kon­takt zum Publi­kum machen die Show so fas­zi­nie­rend und span­nend. Rund 1400 sit­zen stau­nend in den Rän­gen, freu­en sich, wenn sie von Ron­cal­li-Clown David Lari­ble mit ein­be­zo­gen wer­den, wenn sie ein­tau­chen in eine Welt der Freu­de und der Träu­me. Ein biss­chen wie in „Ali­ce im Wun­der­land“ bewe­gen sich die Akteu­re durch die farb­präch­ti­ge Kulis­se des welt­be­rühm­ten Cir­kus. Jeder Auf­tritt eine Über­ra­schung: mit sagen­haf­ten Zau­be­rei­en, mit mär­chen­haf­ten Kräf­ten, mit ver­blüf­fen­der Akro­ba­tik, mit einer Para­de gra­zi­ler Pfer­de… die sind außer den „Anti-Dres­sur-Hun­den“ von Leo­nid Bel­ja­kov die ein­zi­gen Tie­re, die in die­ser Mane­ge ihren Auf­tritt haben. Auf Wild­tie­re ver­zich­tet Ron­cal­li bewusst, so wie hier vie­les einem ande­ren, sen­si­ble­ren Bewusst­sein entspricht.
Ron­cal­li ist heu­te mehr als ein Name, eher das „Label“ für eine neue Philosophie.Es soll­te eine Wei­le dau­ern, bis man sie ver­stan­den hat. Als der Art-Direc­tor Bern­hard Paul anno 1975 in Wien sei­nen gut bezahl­ten Job beim Nach­rich­ten­ma­ga­zin „pro­fil“ kün­dig­te und gleich­zei­tig ankün­dig­te, er wol­le Zir­kus­di­rek­tor wer­den, haben sich wohl vie­le Kol­le­gen nach­denk­lich an die Stirn getippt. Aber Bern­hard Paul ließ sich nicht beir­ren; Schritt für Schritt ver­wirk­lich­te er sei­nen Jugend­traum, grün­de­te in Wien den „Zir­kus Ron­cal­li“. Ein aus­ran­gier­ter alter Zir­kus­wohn­wa­gen bil­de­te den Grund­stock des gewag­ten Pro­jekts, das damals von sei­nem Freund André Hel­ler kräf­tig unter­stützt wurde.
Am 18. Mai 1976 war Pre­mie­re mit dem Pro­gramm „Die größ­te Poe­sie des Uni­ver­sums“ - eine Welt­ur­auf­füh­rung beim „Bon­ner Som­mer“. Danach schrieb der Stern: „Was Wood­stock für die 70er Jah­re war, ist Cir­cus Ron­cal­li für die Jetzt­zeit“. Aber zunächst gab es eine lan­ge Pau­se. André Hel­ler ver­ließ den Zir­kus, Bern­hard Paul spiel­te 1977 fünf Wochen bei den Wie­ner Fest­wo­chen „Phan­ta­sie ver­bo­ten“, muss­te dann aber auf­ge­ben. Er träum­te wei­ter sei­nen Traum, trat als Clown in Kauf­häu­sern auf, hielt sich mit Auf­trit­ten bei Fes­ti­vals über Was­ser. Im fol­gen­den Jahr sie­del­te er mit den Ron­cal­li-Res­ten nach Köln über und bau­te ein his­to­ri­sches Pan­op­ti­kum. Damit reis­te er über die Jahr­märk­te, schar­te eine klei­ne Grup­pe Idea­lis­ten um sich und rich­te­te noch ein­mal die Wegen her für den „schöns­ten Cir­cus der Welt“. 1979 dann die Bewäh­rungs­pro­be: Ohne Geld und Repu­ta­ti­on star­te­te der Zir­kus­di­rek­tor noch ein­mal durch - und hat­te Erfolg.
Am 4. Juni 1980 hieß es „Mane­ge frei für die Rei­se zum Regen­bo­gen“. Am Köl­ner Josef-Hau­brich-Hof wur­de der legen­dä­re Ron­cal­li-Ruf begrün­det, unter ande­rem mit dem Schwei­zer Kaba­ret­tis­ten Emil Stein­ber­ger, der sei­nem Freund Bern­hard Paul Geld lieh, neue Kulis­sen ent­warf und auch Regie führ­te. Unver­ges­sen die Pan­to­mi­men „Pic und Pel­lo“, erklär­te Publi­kums­lieb­lin­ge. Es gib berg­auf: 1984 gas­tier­te der Cir­cus vier Mona­te am Ber­li­ner Funk­turm und zähl­te 350.000 Besu­cher. Die Wagen wur­den schö­ner, das Ambi­en­te cha­rak­te­ris­tisch, und schon war das ers­te Ron­cal­li-Buch auf dem Markt. „Her­ein­spa­ziert“, heißt es - und die Ein­la­dung gilt immer noch: tre­ten Sie ein in die Wun­der­welt der Phan­ta­sie! Vor­stel­lun­gen sind in Lübeck auf dem Platz an den Lin­den-Arca­den bis 30. Sep­tem­ber jeweils mitt­wochs bis sonn­abends um 15.00 und um 20.00 Uhr; Kar­ten kos­ten zwi­schen 19 € (ermä­ßigt 15 €) und 59 € (ermä­ßigt 54 €), erhält­lich unter Tel.: 0451-88079900, ab 10.00 Uhr an der Thea­ter­kas­se, in den LN-Geschäfts­stel­len und in den Welcome-Centern.