Was wird aus Timmendorfs Trinkkurhalle? Sind Hotelpläne seriös?

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Denkmal mit Tradition: Die Timmendorfer Trinkkurhalle erinnert an die Zeit, als Timmendorfer Strand zum ersten Mal als Ostseebad erwähnt wurde. Das war 1951. Heute steht sie unter Denkmalschutz.
Denkmal mit Tradition: Die Timmendorfer Trinkkurhalle erinnert an die Zeit, als Timmendorfer Strand zum ersten Mal als Ostseebad erwähnt wurde. Das war 1951. Heute steht sie unter Denkmalschutz.

Wird Tim­men­dorf von der Kon­kur­renz abge­hängt?“ - so lau­te­te die Schlag­zei­le eines Berichts in den Lübe­cker Nach­rich­ten. Als Lösung des auf­kei­men­den Pro­blems lie­fer­te Tim­men­dorfs Tou­ris­mus­chef Chris­ti­an Jaletz­ke prompt eine „unkon­ven­tio­nell erschei­nen­de Idee“: die denk­mal­ge­schütz­te Trink­kur­hal­le im Neu­en Kur­park sol­le über­plant wer­den, schlug er vor, und zwar als Luxus­ho­tel für illus­tre Gäs­te - „U-för­mig, alle Zim­mer mit Blick aufs Was­ser. So könn­ten wir die Ost­see wei­ter in den Ort bringen.“

Das kann doch wohl nicht wahr sein“, ent­rüs­tet sich ein Ur-Tim­men­dor­fer nach der Lek­tü­re der Tages­zei­tung. „Jetzt wol­len sie ein Hotel rund um die Trink­kur­hal­le bau­en.“ In Win­des­ei­le kur­sier­te das Gerücht durch den Ort. Bis die ers­ten empör­ten Bür­ger bei der Gemein­de­ver­wal­tung anrie­fen. Wir frag­ten eben­falls nach bei Haupt­amts­lei­ter Mar­tin Scheel, der schon etli­che Gesprä­che zu die­sem The­ma geführt hat­te. „Nein, da ist nichts dran“, meint er. „Die Trink­kur­hal­le selbst und sogar die Flä­che rund um die Trink­kur­hal­le ste­hen unter stren­gem Denk­mal­schutz. Wir haben bei den Reno­vie­rungs­ar­bei­ten sogar Ärger bekom­men, als die Stär­ke der Fens­ter­schei­ben ver­än­dert wer­den soll­te. Das war noch zu Zei­ten von Bür­ger­meis­ter Ger­hard Fandrey; da kam es sogar zu einem gericht­li­chen Ver­fah­ren, weil nicht alles bis ins Detail beach­tet wur­de. Das nun als Hotel­stand­ort zu brin­gen, hal­te ich für unmög­lich.“ Aber der Tou­ris­mus­di­rek­tor hat­te doch… „Es wäre sicher hilf­reich gewe­sen, wenn Herr Jaletz­ke die­se Idee als Vor­la­ge an die zustän­di­gen Aus­schüs­se wei­ter­ge­ge­ben hät­te. Dann hät­ten sich Bau­aus­schuss und Tou­ris­mus­aus­schuss damit befasst, bevor man sich dazu öffent­lich geäu­ßert hät­te. Auch wenn es sei­ne Lieb­lings­idee ist, die er 2 bis 3 Mal öffent­lich kund­ge­tan hat, brau­chen wir letzt­lich die Beschlüs­se der zustän­di­gen Gremien.“

Die Künstlerin Anja Es hat die Räume in der Trinkkurhalle für Ausstellungen und Performances gepachtet, denn: "Timmendorfer Strand braucht die Kunst."Wenig amü­siert war auch Anja Es, als sie von den Hotel­plä­nen für die Trink­kur­hal­le hör­te. Sie ist die Päch­te­rin der Räu­me, in denen die viel­sei­ti­ge Künst­le­rin regel­mä­ßig Aus­stel­lun­gen und Per­for­man­ces mit ver­schie­de­nen Gast-Künst­lern bie­tet, die zahl­rei­che Besu­cher anzie­hen. „Bevor ich irgend etwas davon wuss­te, wur­de ich schon von der Pres­se ange­ru­fen und auf die Hotel­plä­ne auf­merk­sam gemacht. Aber ich neh­me das alles ganz locker. Ich hab alles um ein Jahr ver­län­gert, die Kon­di­tio­nen wur­den fest­ge­legt, und der Ver­trag ist jetzt unter­schrifts­fer­tig aus­ge­ar­bei­tet. Das heißt, ich behal­te den Laden viel­leicht sogar für die nächs­ten Jah­re. Schließ­lich ist Tim­men­dor­fer Strand ein Ort, der die Kunst braucht. Nur Shop­pen und Schlem­men - das kann es nicht sein.“

Für ech­te Tim­men­dor­fer ist die Trink­kur­hal­le selbst min­des­tens eben­so wich­tig wie die Kunst, die dort ihren Platz hat. Sie ist ein Sym­bol für den Auf­schwung zum gefrag­ten Kur­ort in den Wirt­schafts­wun­der­jah­ren: Als Tim­men­dor­fer Strand sich 1951 erst­mals offi­zi­ell Ost­see­heil­bad nen­nen durf­te, trug die damals neu ein­ge­rich­te­te Trink­kur­hal­le wesent­lich dazu bei. Das hier aus­ge­schenk­te Meer­was­ser mit sei­nem Gehalt an Mine­ral­stof­fen hat­te einen wesent­li­chen Anteil an der Mee­res­heil­kun­de, die hier eine wich­ti­ge Rol­le spiel­te. Heu­te ist das auf­fäl­li­ge Gebäu­de mit der typi­schen, glä­ser­nen „Rotun­de“ ein Denk­mal, das den Ort prägt und auf das kaum ein Tim­men­dor­fer ver­zich­ten möch­te. „Wenn das tat­säch­lich geplant wäre, hät­ten wir hier den nächs­ten Bür­ger­ent­scheid“, pro­phe­zeit Mar­tin Scheel. Dar­auf kann die Gemein­de gern ver­zich­ten, wür­de die­ser Kampf doch wie­der eine Spal­tung bedeu­ten statt eine Ein­heit, die man braucht, um zukunfts­träch­ti­ge Ideen zu ent­wi­ckeln und so umzu­set­zen, dass sie den Vor­ga­ben und der Tra­di­ti­on entsprechen.

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