Jubiläum in Warnsdorf: Strawberry Fields forever…

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60 Jahre für die Erdbeeren: Karl-Heinz Dahl von Karls Erdbeer- und Erlebnishof

Dich­ter haben sie besun­gen, Fans schmach­ten mona­te­lang, bis sie wie­der da sind. Jetzt ist es end­lich soweit: in kur­zer Zeit wer­den in Warns­dorf die ers­ten Erd­bee­ren ver­kauft, und zum Auf­takt gab’s schon mal ein klei­nes Fest: Karl-Heinz Dahl, inno­va­ti­ver Chef auf „Karl’s Erd­beer- und Erleb­nis­hof“, fei­ert sein 60-jäh­ri­ges Jubi­lä­um im Zei­chen der Erd­bee­re. Am Don­ners­tag, den 16. Mai, traf sich die regio­na­le Pres­se zur lehr­rei­chen und inspi­ra­ti­ven Fahrt durch die Fel­der, wobei „Erd­beer­chef“ Karl-Heinz Dahl und sei­ne eben­falls akti­ve Toch­ter Ulri­ke vie­les rund um die Früch­te erklär­ten, was man wis­sen soll­te, wenn man die Erd­bee­re und ihren beson­de­ren Geschmack gebüh­rend schät­zen will.

Das waren die Anfänge: Ehepaar Dahl im Jahre 1973Acht­zig Aro­men hat die Erd­bee­re; bei der Kir­sche sind’s nur vier“, erzählt Karl-Heinz Dahl. Das mag einer der Grün­de sein, der die­se Frucht zum Mit­tel­punkt sei­ner Fami­lie mach­te. Auf den Geschmack kam der Warns­dor­fer Erd­beer­bau­er schon als Jun­ge. Vor über 90 Jah­ren leg­te sein Vater Karl den Grund­stein für den heu­ti­gen Betrieb, zunächst als Obst- und Gemü­se­bau­er in Rövers­ha­gen bei Ros­tock. Die selbst gezo­ge­nen Erzeug­nis­se ver­kauf­te er auf dem Wochen­markt. Dann kam der Krieg und die Flucht nach Schles­wig-Hol­stein. Auch dort bewirt­schaf­te­te Karl Dahl eini­ge Fel­der. Und schließ­lich hat­te er die Idee, sich auf Erd­bee­ren zu spe­zia­li­sie­ren. Unter­stützt wur­de er dabei von Karl-Heinz Dahl, der damals gera­de 14 Jah­re alt war.

Erfolg mit der Direktvermarktung: Erdbeer-Transport im Jahre 1988___Pflücker in Aktion: Einsatz auf Warnsdorfer Erdbeerfeldern im Jahre 1988

Das ist nun 60 Jah­re her. „Köni­gin Eli­sa­beth bestieg den Thron, Vla­di­mir Putin wur­de gebo­ren, ein Liter Milch kos­te­te 19 Pfen­nig, der Film Casa­blan­ca kam in die Kinos.“ Ein bedeu­ten­des Jahr, vor allem für die Fami­lie Dahl. In einer Dia-Retro­spek­ti­ve zeigt Karl-Heinz Dahl, wie sich der Erd­beer­hof in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten ent­wi­ckel­te. Ganz klein hat man ange­fan­gen, mit weni­gen Fel­dern und Ver­kauf ab Hof. Sen­ga Sen­ga­na hieß damals die belieb­tes­te Sor­te, die auch die Schwar­tau­er Wer­ke für ihre Mar­me­la­de ankauf­ten. „Bis 1970 kamen die Pflü­cker aus Deutsch­land“, erzählt Karl-Heinz Dahl, „Haus­frau­en, Schü­ler, Rent­ner, die sich etwas dazu ver­dien­ten.“ Mit wach­sen­dem Wohl­stand blie­ben die deut­schen Hel­fer aus. Nun kamen die Pflü­cker aus der Tür­kei - bis die Arbeit in Deutsch­land weni­ger wur­de und man den „Gast­ar­bei­tern“ eine Prä­mie zahl­te, wenn sie in ihr Land zurück zogen. „Da hat­ten wir aber schon die Wen­de. Ab 1989 kamen die Polen und hal­fen uns beim Pflü­cken, und sie sind heu­te noch dabei.“

Eine Wissenschaft für sich: Karl-Heinz Dahl erklärt die Pflanzmaschine___Ein erfolgreiches Team: Karl-Heinz Dahl und seine Tochter Ulrike

Rund 12.000 Sai­son­kräf­te sind im Ein­satz, wenn die saf­ti­gen Früch­te reif sind, davon 900 Pflü­cker und 250 Ver­käu­fer Fah­rer und Büro­kräf­te. Um 4.30 Uhr mor­gens star­ten acht Grup­pen mit je 100 Pflü­ckern auf den Fel­dern, um die fri­schen Früch­te so schnell wie mög­lich an den Kon­su­men­ten zu krie­gen. „Wir haben ein Sys­tem aus­ge­klü­gelt, mit dem beson­ders effek­tiv gear­bei­tet wer­den kann“, erklärt Karl-Heinz Dahl. „So bekom­men die Pflü­cker 10 Euro die Stun­de, das ist ein recht guter Ver­dienst.“ Die Direkt­ver­mark­tung ist ein Kapi­tel für sich: seit Ulri­ke Dahl die Idee hat­te, Erd­bee­ren in Erd­bee­ren - also in Stän­den mit typi­scher Erd­beer­form - zu ver­kau­fen, sind die saf­ti­gen roten Früch­te aus Warns­dorf ein Mar­ken­ar­ti­kel mit gro­ßen Bekannt­heits­grad. Ins­ge­samt 80 Stän­de ste­hen heu­te an expo­nier­ten Stel­len, unter ande­rem in Tim­men­dor­fer Strand vor „fami­lia“ und in Schar­beutz vor dem Sky-Super­markt, und wer­den immer wie­der mit neu­en, fri­schen Früch­ten bestückt. Rund ein Drit­tel der Ern­te wird direkt ver­mark­tet; die ande­ren zwei Drit­tel kom­men über den Groß­han­del als „Ost­see­per­len“ an den Genie­ßer. Den enga­gier­ten Ein­satz für die Früch­te, die grund­sätz­lich nach dem Mot­to „pflü­cken, nicht rei­ßen, legen nicht schmei­ßen“ geern­tet wer­den, merkt man am Geschmack. „Bei uns wächst gesun­de Pflanz­gut auf jung­fräu­li­chen Fel­dern, das heißt: die Fel­der wer­den alle drei Jah­re gewech­selt, damit die Früch­te best­mög­lich gedei­hen. „Wir ern­ten ca. 3.000 Ton­nen Erd­bee­ren auf 120 Hekt­ar in Voll­ertrag. 60 Hekt­ar blei­ben in der Vor­be­rei­tung.“ Auch beim Pflan­zen erreicht der Erd­beer­hof Rekord­zah­len: 14.400 Erd­bee­ren wer­den auf den Fel­dern im Umkreis von rund 5 Kilo­me­tern mit einem Spe­zi­al­ge­rät pro Stun­de gesetzt; rund 40.000 Pflan­zen sind es auf einem Hekt­ar, in 25 cm Pflanz­ab­stand. „Wir arbei­ten dabei mit GPS“, erklärt Karl-Heinz Dahl und zeigt auf ein Feld „in Vor­be­rei­tung“, schnur­ge­ra­de bepflanzt.

Leckere Erdbeersnacks für die Presse. Hier: Erdbeeren mit Schokoladenhülle___Erdbär Karlchen grüßt aus den Rapsfeldern: "Tschüs" für die Presse-Runde

Schnur­ge­ra­de ver­läuft auch die Kar­rie­re der Erd­bee­re in Warns­dorf, und sie hat mitt­ler­wei­le auch in der frü­he­ren Hei­mat der Fami­lie Dahl Furo­re gemacht: Sohn Robert Dahl lei­tet in Rövers­ha­gen bei Ros­tock den zwei­ten „Karls Erd­beer- und Erleb­nis­hof“ und sorgt mit zün­den­den, inno­va­ti­ven Ideen mit dafür, dass die süßen Früch­te der Sor­ten Honey, Clea­ry oder El San­ta auf der Erfolgs­spur blei­ben. Übri­gens: die bes­te Zeit für Erd­beer-Fans beginnt am 20. Juni, dem längs­ten Tag des Jah­res. Vier Wochen lang wer­den täg­lich mehr als 80 Ton­nen Erd­bee­ren am Tag geern­tet - egal, ob bei Son­ne oder Regen, „ent­schei­dend ist, wie lan­ge es am Tag hell ist.“ Denn das Tages­licht, so stell­ten For­scher fest, ist für Rei­fe, Geschmack und Aro­ma ver­ant­wort­lich - auch wenn die Erd­bee­re in der Bow­le am Abend beson­ders gut schmeckt! - Noch ein Tipp: Wer die Erd­bee­re „ganz per­sön­lich“ ken­nen­ler­nen möch­te, der kann ihr als Selbst­pflü­cker direkt auf den Feld begeg­nen, sie „pflü­cken und sofort essen“ - ein gesun­der Genuss.