Strahlendblauer Himmel und goldgelbe Felder: diese Kombination bringt Naturfreunde zum Schwärmen, und viele planen jetzt Ausflüge durch den blühenden Raps. Quer durch Ostholstein zieht sich die sonnige Spur, säumt Seen, leuchtet am Horizont. Aber die Freude an diesem leuchtenden Schauspiel währt leider nicht lange: Jetzt, im Mai, dürfen wir das Farbenspiel genießen und die schönsten Motive fotografieren. Später, Ende Juni, ist die ganze Pracht schon wieder vorbei.
Wußten Sie, dass schon die alten Römer Raps anbauten? Ursprünglich stammt die Pflanze aus dem östlichen Mittelmeerraum und wurde zur Gewinnung von Speise- und Lampenöl verwendet. In Indien gibt es Raps-Hinweise um 2000 v. Chr., in Mitteleuropa erst seit dem 14. Jahrhundert. Ab dem 17. Jahrhundert beginnt der Anbau in großem Stil: Raps ist jetzt die wichtigste Ölfrucht. Als Speiseöl verwendete man Raps allerdings sparsam, weil die enthaltene Eurocasäure einen bitteren Geschmack hinterlässt. Dennoch war Raps in beiden Weltkriegen der Retter, um sich aus der Abhängigkeit von Fett- und Öleinfuhren zu lösen. Vor allem Margarine wurde aus heimischem Rapsöl hergestellt. Schließlich fand man Neuzüchtungen mit zwei wichtigen Merkmalen: Das Öl aus diesem „Doppel-Null-Raps“ enthielt nur noch geringe Mengen der bitter schmeckenden Eurucasäure und war nahezu frei von Senfölglykosiden. Diese giftigen Stoffe hatten bis dahin eine Verwendung als Lebensmittel bzw. als Tierfutter weitgehend ausgeschlossen. Nachdem durch die Neuzüchtungen zunächst die Verwertung als ernäherungsphysio-logisch wertvolles Speiseöl sowie als Rohstoff für Speisefette in den Mittelpunkt gestellt wurde, ist Rapssaat in der Folge zunehmend als nachwachsender Rohstoff genutzt worden. 2007 wurden drei Viertel des in Deutschland erzeugten Rapsöls zu Erzeugung von Biokraftstoffen oder zur Verwertung in der Industrie verwendet.
Auch wenn man den zunehmenden Anbau kritisch betrachtet, freuen sich die meisten doch über die Schönheit der leuchtenden Rapsfelder. Nirgendwo anders blüht er so üppig wie bei uns in Ostholstein: auf rund 115.000 Hektar haben die Landwirte in Schleswig-Holstein die „goldenen“ Pflanzen angebaut; im vergangenen Jahr waren es nur 60.000 Hektar. Diese Fülle entschädigt uns dafür, dass die Blüte wegen des langen Winters erst etwas später begann. Allerdings wurde die blühende Pracht nicht ganz gerecht verteilt: während man an der Westküste noch mit Winterschäden hadert, blüht es an der Ostküste strahlender denn je zuvor. Die Rapsbauern freuen sich auf gute Erträge: bis zu 4,5 Tonnen pro Hektar sind möglich. Aus dem Raps wird Speiseöl oder Hydrauliköl, aber auch Schmierstoff. Der größte Teil wird zur Gewinnung von Biodiesel eingesetzt. Der Preis liegt zur Zeit bei 400 bis 410 Euro pro Tonne.
Raps ist auch wichtig für die Fruchtfolge. „Er durchlüftet den Boden“, sagen die Bauern. Und weil er so vielseitig ist, darf er sich in voller Pracht ausbreiten - zur Freude aller Naturliebhaber, die um diese Zeit besonders gern an die Ostseeküste reisen. „Gelb macht glücklich“, lautet das Motto: die „Fields of Gold“ sind nicht zuletzt ein Tourismusmagnet, teure Schönheiten, die man gern ausgiebig bewundern und fotografieren mag.